Erleuchtung und Aufwachen

Donnerkeil Donnerkeil Donnerkeil

 

Unter "Erleuchtung" verstehe ich das innere, geistige Aufleuchten des Wahrgenommenen. Es handelt sich um eine subjektive Erfahrung und ist für normalsichtige (nicht hellsichtige) andere Menschen nicht erkennbar. Es kann sich um mit den Sinnen wahrgenommene äussere Objekte (Gegenstände, Pflanzen, Tiere, Menschen) oder innerlich wahrgenommene Gedanken und Gefühle handeln, welche leuchten. Wobei ich gleich anfügen möchte, dass der Inhalt der Begriffe "innen" und "aussen" sich im Laufe der spirituellen Reise ändert.

Einzelne leuchtende Gedanken kennt man eventuell von sog. Geistesblitzen und leuchtende Gefühle von intensiven Emotionen. Solche Gedanken und Gefühle werden als besonders stark und berührend empfunden.

So kann z.B. das plötzliche Verstehen von mathematischen Zusammenhängen zu einem sehr grossen Glücksgefühl und der Empfindung von Helligkeit führen. Ebenso kann das Erlebnis einer Geburt oder einer grossen Liebe zu einer Partnerin oder einem Partner mit einem inneren Feuerwerk verglichen werden.

Im Zuge der Erleuchtung wird alles, was in meinem Bewusstsein ankommt, leuchtend, strahlend, farbig, bedeutungsvoll, usw. Alles wird heilig und schön. Alles sieht und liebt mich. Ich fühle eine Beziehung, eine Verbindung zwischen den Objekten untereinander und mir. Man schreitet unentwegt durch eine Vielzahl von Liebesstrahlen.

Die Wahrnehmungen beginnen zu sprechen und deuten auf andere, nicht unmittelbar anwesende Sachverhalte hin. Auch fixe Gegenstände wie Steine bewegen und verändern sich. Alles sieht neu und frisch aus und mir bleibt nichts anderes übrig, als zu staunen.

Die Oberfläche der Dinge verblasst und das innere leuchtet hervor.

Es gibt einzelne Erleuchtungserlebnisse und wenn diese mit der Zeit häufiger bis andauernd auftreten, dann ist man erleuchtet. Man beginnt aufzuwachen. Die Alltagsrealität tritt in den Hintergrund und macht einer mystischen, andersartigen Realität Platz. Oft geschieht das Aufwachen ab einem spezifischen Tag, manchmal geschieht es eher schleichend.

Die neu dazugekommenen Wahrnehmungen zu verstehen und mit der Alltagsrealität sinnvoll zu verbinden, ist ein nach dem Aufwachen stattfindender Prozess. Viele Aufgewachte bleiben jedoch beim Schauen und Fühlen und haben keinen Bedarf, das Gesehene zu analysieren und in Begriffe zu fassen.

Die Erleuchtung und das Aufwachen werden beschleunigt durch eine tiefe und andauernde Beziehung zur Einen Quelle, zu Gott. Ohne diese Beziehung sind Übungen zur Erleuchtung mühsam und gefährlich.

Viele Erleuchtete bleiben aus unterschiedlichen Gründen stumm. Einer besteht darin, dass es für Aussenstehende schwierig ist, zu verstehen, dass Erleuchtete nur in Metaphern von ihren Erlebnissen sprechen können und dass sich diese Geschichten manchmal gar widersprechen.

Von Erleuchtung spricht man, wenn der Alltagsrealität eine erste, tiefere Realität hinzugefügt wird. Es gibt zahlreiche weitere Stufen des Wahrnehmens.

Das Aufwachen führt nicht zu einer sogenannte Desillusionierung, zu einer Ent-täuschung. Vielmehr wird der sog. Schleier der Maya (Täuschung) sichtbar. Ich kann z.B. einen Baum immer noch so sehen wie früher, nur das zusätzliche Leuchten, sein tieferes Wesen, kann ich nicht ausblenden. Man kann den Erleuchtungszustand nach dem Aufwachen nicht mehr rückgängig machen. Aber man hat die Freiheit, zu schweigen.

Erleuchtete Menschen sind weder vollkommen noch sonst irgendwie bessere Menschen. Auch sie leben im Meer der Stimmungszustände und haben ein Ego. Die Aufmerksamkeit ruht eventuell ganz im "hier und jetzt" oder man befasst sich mit Erinnerungen, entfernten Orten oder Zukunftsgedanken. Was immer bleibt nach dem Aufwachen, ist das spüren des Ichs (Körper und Psyche) und der Einen Quelle. Die Aufmerksamkeit ist mal mehr in der Tiefe und ein andermal eher an der Oberfläche.

Da das grosse Drama des physischen Lebens meist kleiner wird bzw. in Beziehung zu einer erweiterten Wahrnehmung erlebt wird, wirken Erwachte nach aussen meist eher ruhig und verwurzelt. Jedenfalls breitet sich im Inneren eine alles verzehrende Ruhe und Liebe aus.

(17.09.2024)